Eine zweiwöchige Reise nach Ostpreußen führte Barbara Huth und Eckmar Walden nicht nur zu Geburtsorten, sondern auch nach Bromberg, Danzig, Frankfurt Oder und Stettin. Aus eigener Erfahrungen mit Rundreisen in Südpolen Bielsko-Biala (FIAT hat dort mal den 500er in Lizenz bauen lassen) und Ausflügen in die Umgebung (Krakau, Saybusch und Zakopane) sowie später Nordpolens Küste (Kohlberg) bis in die Masuren (Ryn) und nach Oppeln bzw. in diesem Frühjahr nach Breslau können wir die Schönheiten unseres Nachbarlandes nur bestätigen.
Eckmar Walden ist ein alter (fotografischer) Freund, mit dem ich viele Erfahrungen über Canon teilen konnte. Mittlerweile favorisiert er die Sony Vollformat A7 vor allem mit dem lichtstarken Zeiss Batis 2/25mm, eine Entwicklung, die ich gut nachvollziehen kann, weil sich hier ein klasse Sensor mit einer singulären Brennweite trifft. Ich danke Eckmar für die vielen Bilder und den Text!
Eine Reise nach Ostpreußen
Wir sind nach Ostpreußen gefahren, um meinen Geburtsort (Allenstein) und den des Vaters meiner Lebensgefährtin (Krummendorf) aufzusuchen. Die Strecke wurde in mehrere Etappen aufgeteilt. Etappe eins bis Frankfurt/Oder war klar, für Etappe zwei kamen als Ziel Bromberg (Bydgoszcz) oder Thorn (Tojun) in Frage, wir entschieden uns für Bromberg. Die Rückfahrt auf der gleichen Strecke wäre langweilig, also von Allenstein über Danzig und Stettin zurück nach Deutschland. Das war die Reiseroute. Aufenthalte in Frankfurt/Oder und Bromberg je eine Übernachtung, in Allenstein sieben, in Danzig drei und Stettin wieder eine.
Ohne Kamera geht nichts. Mitgenommen habe ich meine Sony A7 Mk II mit dem Zeiss Batis 2/25, dem FE 1,8/55 dem FE 4/70-200 und als Reserve die Sony A6000 mit dem Sigma Art 2.8/30. Mit wenigen Ausnahmen sind alle Bilder sind mit der A7 Mk II und dem Batis 2/25 aufgenommen. Alle Aufnahmen in RAW und in Lightroom bearbeitet.
Ende Mai 2016 fuhren wir los, wegen Staus auf der Autobahn kamen wir später als gedacht in unserem Hotel in Frankfurt/Oder an. Dort Sachen auf das Zimmer, Abendessen im Biergarten des Hotels und ab ins Bett. Am nächsten Morgen über die der Grenze, tanken, im Kantor (Wechselstube) Geld wechseln und weiter ging es auf der (nun polnischen) Autobahn. Vorbei an einer Ausfahrt zur Straße nach Bromberg und schon kam eine Mautstelle, 36 Zloty waren wir los. Gegen Mittag kamen wir in Bromberg an, Hotel gefunden, Auto in die Tiefgarage, Zimmer bezogen und Zeit für einen Bummel in der Stadt. Nach einem Blick aus dem Fenster sind wir, jeder für sich, losgelatscht, ohne Stadtplan oder sonstige Unterlagen.
Die Brahe (Brda). Das gelbe Auto ist ein Motorboot. Die Boote in der Form eines Autos kann man im Bootsverleih als Motor- oder Tretboot mieten.
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Denkmal für die Opfer des zweiten Weltkriegs auf dem Alten Markt und eine Häuserzeile am alten Markt vom Denkmal aus gesehen.
In Bromberg gibt es die Copernicus Universität. Über Nikolaus Kopernikus (eigentlich Niklas Koppernigk, polnisch Mikolaj Kopernik) stolpert man überall in Polen, auch im Ermland (Warmia), wo er Domherr in Allenstein und Frauenburg war. Ebenfalls allgegenwärtig ist der heilig gesprochene Papst Johannes Paul (Jan Pawel) II (Denkmäler, Kirchen mit Gedenktafel oder Altar).
Abendbrot und Frühstück im Hotel, Allenstein wir kommen. Die Fahrt war bis auf eine große Baustelle unproblematisch, wie überhaupt die von uns benutzten Straßen mit wenigen Ausnahmen den deutschen Bundesstraßen entsprechen. Dort kamen wir ebenfalls gegen Mittag an. Auch hier war genügend Zeit für einen ersten Eindruck. Also die Tourist-Information aufsuchen und einen Stadtplan besorgen. Allenstein ist eine schöne und sehenswerte Stadt, die Ende des 2. Weltkriegs teilweise zerstört wurde. Die Kriegsschäden sind beseitigt. Unser Hotel, das Best Western Plus Hotel Dyplomat in der ul. Dabrowszczakow (früher Kaiserstraße), ist ein vier Sterne Hotel mit sehr guter Küche und dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis in Allenstein. Wir zahlten für Übernachtung mit Frühstück für zwei Personen umgerechnet 83 Euro pro Tag. Zur Innenstadt sind es nur 500m, es ist also also ideal gelegen.
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Ein Blick aus dem Fenster unseres Zimmers auf die Dabrowszczakow bei einem Wolkenbruch. Das Wasser auf der Straße war etwa 15cm tief (Knöchelhöhe). Grund ist die fehlende Kanalisation, Regenwasser wird von der Dachrinne direkt auf die Straße geleitet.
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Geht man vom Hotel in die Innenstadt kommt man an der Villa Naujack vorbei, die zu Beginn des 20. Jahrhundert von dem Stadtrat, Ziegelei-Eigentümer und Baumeister Otto Naujack im Jugendstil erbaut wurde.
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Ein paar weiter Schritte ist die Aleja Marszalka Josefa Pilsudskiego, früher Kleeberger Straße. Rechts ist das Neue Rathaus. Die Straße links vom Rathaus ist die Listopada, früher Zeppelin Straße. Sie führt zum Hohen Tor (auch als Oberes Tor bezeichnet), dem Eingang zur Altstadt (Stare Miasto).
Vor dem Tor sieht man eine konservierte Ausgrabung zur Erforschung der baulichen Geschichte der Stadt. Geht man durch das Tor gelangt man auf den Markt mit teilweise erhaltenen, teilweise rekonstruierten Gebäuden.
Ein Blick zurück auf die Innenstadt und weiter geht es auf den Alten Markt.
Eine (rekonstruierte?) Zeile von Bürgerhäusern auf der Südwestseite des Marktes.
Gegenüber davon das alte Rathaus, jetzt eine Bücherei. Vom Markt zum Schloss des Domkapitels Ermland, erbaut vom Deutschen Orden als Burg zum Schutz des Übergangs über die Alle, später der Sitz des Domherrn und Verwalters der Domkapitellandgüter..
Rechts des Weges ein Kopernikus-Denkmal, links ein Amphitheater, durch den Torturm in den Schlosshof.
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Im Hof sind links der Südflügel mit Schlossturm, rechts der Nordflügel mit dem Brunnen im Hof.
Sehenswert im Hof sind die beiden pruzzischen Steinbaben und die künstlerische Interpretation einer Steinbabe.
Nach Verlassen des Schlosses am Südflügel mit Turm und Wehrgang vorbei über die Schlossbrücke in die Parkanlagen an der Alle (Lyna).
Ein Blick zurück auf die Burg, in der Anlage ein Brunnen mit Kranichen.
Rechts vom Brunnen eine kleine Brauerei, die Brauerei Ermland, mit Restaurant und sehr guter Küche. Bier gebraut wird nur für den Eigenbedarf und immer nur eine Sorte. Wir waren zweimal dort. Beim ersten Mal gab es ein wirklich gutes Pils, beim zweiten Mal war kein Pils mehr da, es gab Weizenbier. Überhaupt haben wir in Allenstein und Danzig festgestellt, dass die kleinen Brauereien das beste Bier brauen.
Natürlich waren wir auch in Masuren mit Tagestouren nach Sensburg (Mragowo) mit Krummendorf (Krzywe), Rastenburg.und Nikolaiken. In Sensburg hatten wir Glück, gleich am Ortseingang war ein Parkplatz und dahinter die Touristeninformation. Versorgt mit Unterlagen marschierten wie los. Immer die Hauptstraße entlang.
Auf der linken Seite das alte Rathaus, jetzt ein Museum, durch zwei Zypresseneichen von der gegenüberliegenden Parkpromenade aus fotografiert.
Dreht man sich um geht es durch die Parkanlage zum Czos See
Am Seeufer dieses Restaurant. Von Sensburg ging es nach Krummendorf, einem langestreckten Ort mit sechzehn Gehöften.
Der Krummendorfer See. In Krummendorf trafen wir drei Leute, die deutsch sprachen. An die Familie des Vaters meiner Lebensgefährtin konnte sich keiner erinnern. Ihr Vater hatte allerdings erzählt, dass sein Geburtshaus das einzige Haus mit einem Brunnen war. Man konnte ihn von der Straße aus sehen. Als Barbaras Eltern nach Ostpreußen reisten und in Krummendorf das Geburtshaus aufsuchten war der Brunnen zugeschüttet. Der damalige Bewohner des Anwesens wollte ihn allerdings wiederherstellen.
Das Haus Nr. 10 war das einzige Haus mit einem von der Straße sichtbaren Brunnen, also haben wir es zum Geburtshaus ihres Vaters ernannt. Wir fuhren weiter über den Wallfahrtsort Heilige Linde (Swieta Lipka) nach Rastenburg (Ketrzyn).
Die Kirche Heilige Linde mit Kirchenschiff.
Ein Beichtstuhl in der Kirche. In Rastenburg haben wir die Basilika St. Georg besichtigt. Aufgefallen ist mir die Kanzel mit für eine katholische Kirche außergewöhnlicher und bemerkenswerter Bebilderung des Aufgangs.
Die Kanzel und ihr Aufgang mit Bildern (von oben) von Jesus, Paulus, Luther und Melanchthon.
Ausschnitt des Aufgangs mit den Bildern von Luther und Melanchthon. Am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Allenstein fuhren wir nach Nikolaiken (Mikolajki). Dort fanden wir einen bewachten Parkplatz, dessen Besitzer sehr gut deutsch sprach. Nikolaiken liegt an einem langen Arm des Spirdingsees, bis 1945 der größte See Deutschlands. Ein paar Eindrücke:
Der Segelboothafen und ein Blick auf den Arm des Spirdingsees.
Der See und Nikolaiken von einem Rundfahrtschiff aufgenommen.
Ein Luxushotel im Arm und eine im Bau befindliche Fußgängerbrücke über den Arm des Sees. Danach fuhren wir weiter nach Danzig. In Malbork unterbrachen wir die Fahrt um die Marienburg zu besichtigen. Sie besteht aus drei Burgen, der Vorburg, dem Mittelschloss und dem Hochschloss. Jeder dieser Teile ist durch Mauern und jetzt nicht mehr gefüllte Wassergräben geschützt. Von 1309 bis 1525 war sie Sitz der Hochmeister des Deutschen Ordens, wurde am Ende des zweiten Weltkriegs zu 60% zerstört und nach Kriegsende vom polnischen Staat wieder aufgebaut. Die erhaltenen und restaurierten Teile der Burg erkennt man den dunklen und hellen Ziegeln.
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Blick auf die Marienburg vom Touristencenter und von der Brücke über die Nogat, einem Mündungsarm der Weichsel.
Zugbrücke und Eingangstor des Mittelschlosses.
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Der Innenhof des Mittelschlosses und die darin aufgestellten Statuen der bedeutendsten Hochmeister (von links Hermann von Salza, Siegmund von Feuchtwangen, Winrich von Kniprode und Albrecht von Ansbach-Brandenburg).
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Zugbrücke und Eingangstor des Hochschlosses vom Mittelschloss und von innen gesehen.
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Im Kreuzgang des Hochschlosses ein unter Druck stehendes Teufelchen als Hinweis auf eine Toilette.
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Die Marienkirche im Hochschloss, die Restaurierung ist noch nicht abgeschlossen. Von dort ging es weiter nach Danzig in unser Hotel Best Western Bonum in der ul. Sieroca, ein Drei-Sterne Hotel mit sehr gutem Essen. Am nächsten Tag brachen wir zur Besichtigung der Sehenswürdigkeiten auf.
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Schräg gegenüber vom Hotel das Postamt, das 1939 von den Postbeamten in der Hoffnung auf baldige Unterstützung aus Polen gegen deutsche Polizei- und Wehrmachtseinheiten verteidigt wurde und das Denkmal zu Ehren der Verteidiger. Von dort gingen wir weiter zur Rechtstadt., die wie die Altstadt zum Ende des zweiten Weltkriegs zu 90% zerstört und nach dem Krieg wieder aufgebaut wurde.
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Die Schwanenbastei, der Rest der Befestigung der Rechtstadt, am Beginn der langen Brücke, der Fußgängerpromenade an der Mottlau, sowie die Lange Brücke vom Grünen Tor, dem Eingang zum Langen Markt.
Die lange Brücke und das Krantor von der Speicherinsel auf der anderen Seite der Mottlau. Weiter durch das Grüne Tor.
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Der Lange Markt und eine Seite des Langen Marktes
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Der Artushof und die Skulpturen am Goldenen Haus Langer Markt Nr. 41. Vom Langen Markt am Rathaus vorbei gelangt man in die Lange Gasse.
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Die Lange Gasse mit dem Goldenen Tor und dahinter der Stockturm mit dem Bernsteinmuseum gesehen vom Rathaus
und vom Goldenen Tor
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In einer Seitenstraße der Langen Gasse das große Zeughaus und einer der in Höhe des Daches angebrachten Wasserspeier (nicht mehr in Funktion, das Regenwasser wird in die Kanalisation geleitet). Über eine Parallelstraße zum Langen Markt, der Sw. Ducha gingen wir zurück zur langen Brücke und von dort ins Hotel.
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Sehenswert in dieser Straße sind die Wasserspeier an den Häusern, zwei Beispiele.
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Am nächsten Tag gingen wir zunächst vom Hotel zur Klosterkirche Sankt Brigitta, hier ihre westliche Fassade. Sie war in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts geheimer Treffpunkt und Versteck der Gewerkschaft Solidarnosc.
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An der neben St. Brigitta gelegenen Katharinenkirche vorbei kommt man zur Podmlinska (Kleine Mühlenstraße), dort ist die vom Deutschen Orden im 14. Jahrhundert errichtete Große Mühle. Sie ist im 2. Weltkrieg ausgebrannt und beherbergt jetzt ein Einkaufszentrum. Die Podmlinska führt zum plac Dominikanski (Dominikanerplatz). Hier war früher eine Dominikanerkloster, jetzt ist dort die dreistöckige Markthalle.
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Im Tiefgeschoß der Markthalle, in dem Fundamentreste des Klosters zu sehen sind, werden frische Lebensmittel verkauft. In den anderen Stockwerken befinden sich Textilgeschäfte und mehr.
Auf unserem weiteren Weg wurden wir von einem Regenguss überrascht und flüchteten in die Johanniskirche, die 1945 weitgehend zerstört und danach nur von außen restauriert wurde. Innen befindet sich noch der 1599-1611 errichtete 12m hohe Hochaltar. Die Kirche wird heutevom Ostsee-Kulturzentrum genutzt.
Nach dem Regenguss verließen wir die Kirche und kamen zur Szeroka, der Straße, die zum Kranentor führt. Die Szeroka mit Rückseite des Kranentors, ein Cafe und eine Haustür in der Szeroka.
Auf dem Weg von der Szeroka zur Marienkirche passierten wir den Löwenbrunnen und die Königliche Kapelle. Rechts hinter der Kapelle sieht man die Marienkirche, die weltgrößte gotische Backsteinkirche.
Das Hauptschiff und der Hauptaltar.
Die Orgel.
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In einem Seitenschiff die astronomische Uhr und das vergrößerte Ziffernblatt. Nach Verlassen der Kirche besichtigten wir den Artushof am Langen Markt.
Besonders sehenswert ist der 11m hohe Kachelofen.
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Unten am Kachelofen eine Kachel mit der Darstellung Till Eulenspiegels. Angeblich wurden Besucher des Hofes aufgefordert, in Höhe dieser Kachel mit ausgestreckten Armen die Breite des Ofens zu messen. Dabei berührten sie mit dem Mund unweigerlich Eulenspiegels nackten Hintern.
Hier endete unsere Reise nach Ostpreußen. In Stettin haben wir nur übernachtet, von dort ging es zurück nach Hause.
Aufnahmen und Text (c) walden.eckmar@gmail.com